Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg 30 Jahre nach Brandanschlag auf Synagoge: Gegen das Vergessen

"Gegen jeden Antisemitismus - immer und überall": Teilnehmende der Gedenkveranstaltung des Brandanschlags auf die Synagoge ziehen vom Holstentor in Richtung Synagoge. Copyright: Lena Modrow

Lübeck. Genau 30 Jahre ist es her, als vier Männer am 25. März 1994 einen Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge verübten - bis heute eine schier unfassbare Tat. Mehrere hundert Menschen haben daher zum Jahrestag an einer Gedenkkundgebung am Holstentor teilgenommen und in einem Gedenkmarsch weiße Blumen an der Synagoge in der St.-Annen-Straße niedergelegt.

Das darf sich niemals wiederholen

"Nie wieder ist jetzt" - das sagten die Redenden auf der Bühne am Holstentor, das hielten die Teilnehmenden aus Politik, Verbänden und verschiedenen Religionsgemeinschaften als Transparente hoch: Eine solche Geschichte darf sich niemals wiederholen. Und trotzdem: Seit den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrtausends ist es zu einer Reihe von Anschlägen mit rechtsextremen Hintergrund in Lübeck gekommen. "Seit dem 7. Oktober 2023 erleben wir erneut eine erschreckend große Welle von Antisemitismus", sagt Joachim Nolte, Beauftragter gegen Rechtsextremismus des Kirchenkreises. "Jüdisches Leben wird gezielt angegriffen." 

Weiße Blumen und "Sei ein Mensch"-Buttons

Umso wichtiger ein Zeichen zu setzen, sagen die Anwesenden, darunter der Rabbiner Nathan Grinberg, der Bürgermeister Hansestadt Lübeck, Jan Lindenau, und Pröpstin Petra Kallies. Die Teilnehmenden haben weiße Blumen mitgebracht, tragen "Sei ein Mensch"-Buttons, "Gegen Antisemitismus"-Banner. Getragene Klezmer-Musik wird gespielt an diesem Tag vorm Holstentor, während mal laut ein Rettungswagen vobeizieht oder ein Motorrad. 

Gedenkmarsch präsent in der Stadt

Ein leiser, aber kraftvoller Protest, für den der Verkehr durch die Innenstadt einen Moment lang angehalten wird, als die Teilnehmenden zur Synagoge ziehen, um die Blumen niederzulegen. Wegen der beengten Verhältnisse konnte die Kundgebung nicht direkt vor der Synagoge stattfinden - und so zieht das Thema im wahrsten Sinne des Wortes einmal präsent durch die Stadt.

Nolte: "Schweigen und Wegschauen darf es niemals mehr geben"

"Es ist an uns die Erinnerung wach zu halten", sagt Joachim Nolte in der Rede, die er zum Abschluss der Veranstaltung am Holstentor hält. "Es ist an uns mit dem Wissen, um die Vergangenheit die Gegenwart zu gestalten. Ein Schweigen und Wegschauen darf es niemals mehr geben." Es geht darum, sich jetzt für eine weltoffene, demokratische Gesellschaft zu engagieren. Ein Mensch zu sein eben.